Es ist viel Zeit vergangen. Es gibt zwar kein "Wow, ich hätte dich fast nicht erkannt."- Wiedersehen mit der Virtualität, aber zumindest ein "Ohje, um die vergangenen Monate aufzuarbeiten, müsste ich in etwa dreihundert Anekdoten und fünf Entscheidungen illustrieren."-Wiedersehen. Ich belasse es dabei, dass ich euch mal wieder auf diesem Blog begrüße und hoffe, dass sich alle wohlfühlen, da, wo ihr gerade steht. Also so im Leben. Oder auch dort, wo ihr euch gerade lesend vor einem Bildschirm befindet.
Ich hoffe, ihr befindet euch. Ich hoffe, ihr findet euch. Ich hoffe, ihr sucht euch. Und mit einem kleinen, zufälligem Wortspiel ist man plötzlich bei einem interessanten Aspekt der Definition und Entwicklung des Ichs. Ob wir uns finden können, finden, suchen oder kreieren. In meinen letzten Gesprächen am Lagerfeuer über Persönlichkeitsentstehung und so weiter bin ich mehrmals auf einen Glauben an totale Determinierung unseres Ichs gestoßen- als Produkte der Umwelt, Raum und Zeit. Psychologisch ist dieser Ansatz ziemlich glatt. Aber es gibt ein großes Aber. ich störe mich gewaltig daran, dass man durch diese Vorbestimmung und Passivität an Mündigkeit verliert. Ich glaube, das ist alles, was uns Menschen von den anderen Tieren unterscheidet- eine Persönlichkeitsreflexion. Wir schauen uns im Spiegel an, realisieren, wie viele andere Tiere, dass das Stoffliche vor uns uns gehört, aber darüber hinaus können wir auch in uns schauen und erkennen, wieso was wie wo warum läuft, reagiert, denkt und damit wiederum die Wahrnehmung bestimmt. Ich glaube auch, dass wir unglaublich abhängig von allem um uns herum geformt und eingeschränkt sind. Selbst, und da bin ich mir ziemlich sicher, wenn wir niemals frei Entscheidungen treffen können, haben wir Zugriff auf eine wunderhübsche, sympathische Metaebene. Die empfehle ich vom Herzen. Es mag unbequem sein, zu bemerken, dass man über sich hinaus denken kann und die Entscheidungen, die man trifft, wirklich einem selbst gehören und die Verantwortung nicht in allem, was dir je passiert ist, liegt. Aber es macht mündig. Ich sag's ganz ehrlich und ohne ausführliche Argumentationsverläufe, denn die beschäftigen mich jetzt genug in meinem Studium:
Es ist feige, glauben zu wollen, man sei vorbestimmt. Es ist schade drum, nicht in jedem Moment der/die sein zu wollen, der/die man von der Metaebene aus sein will. Man könnte jetzt einwenden, dass der/die, der/die du sein möchtest, ebenfalls das Produkt deiner Umwelt ist. Aber das glaube ich nicht. Bediene dich dieser unkomfortablen Metaebene, die dich über direkte und unterschwellige Einflüsse hinüber schauen lässt, und es wird wohlig komfortabel in deinem Ich, weil du die Wirkung deines Umfelds aufdeckst und damit entkräftet wird.
Du kreierst dich selbst. Dein Denken und dein Handeln. Ist das nicht unglaublich naiv zu sagen, aber unglaublich verantwortungsvoll zu glauben?
Ich hoffe, ihr kreiert euch. Wie romantisch.
Die Fotos sind zwei Höhepunkte des Septembers. Dazu zählten definitiv auch grandiose Konzerte; der Entschluss am Morgen nach mehreren durchtanzten Nächten, mich für Philosophie zu immatrikulieren; zum ersten Mal einen Zettel in eine Wahlurne zu werfen, im Zug nach Breslau ein bisschen Gebärdensprache zu lernen und und und.
Breslau. Polens geheime Veganer-Metropole
und ein interessanter Fleck von Kunst und Kultur,
den ich auf jeden Fall nochmal besuchen möchte.
Als der Hamburger Bahnhof (Berliner Museum) eine einzige Installation war
und seine Besucher mystisch verschluckte: